Es waren erneut die enttäuschenden wirtschaftlichen Ergebnisse der Vorjahre, die die Stadt Düsseldorf darin bestärkten, schon im September 1817 eine zweite Ausstellung zu veranstalten. Auch diesmal wollte man durch eine Gewerbeschau auf sich aufmerksam machen, denn trotz der Aufhebung der Kontinentalsperre nach der Übernahme durch Preußen hatte sich die Situation in Düsseldorf nicht wesentlich verbessert. Eine beträchtliche Schuldenlast aus der Kaiserzeit lastete noch auf dem Städtchen. Die Neugliederung der preußischen Gebiete im Rheinland ließ 1816 die Provinz Cleve-Berg entstehen, zu deren Verwaltungssitz Köln ernannt wurde. Düsseldorfs Status als Beamten- und Verwaltungsstadt begann zu bröckeln und die Zukunft der ehemaligen Residenz war ungewiss. Die Stadt Düsseldorf gab offen zu, dass sie durch die Umstrukturierung ihre wichtigste Geld- und Beschäftigungsquelle verloren hatte und „anderst keine besonderen Nahrungsquellen besitzt“. 1 Dazu kam die durch schlechte Witterungsverhältnisse verursachte Missernte des Jahres 1816, die in Mitteleuropa die letzte große Hungerskatastrophe auslöste und die Stadt stark in Mitleidenschaft zog. 2 In dieser Situation suchte Düsseldorf verzweifelt nach Lösungsmöglichkeiten.
Um die Sorgen und Nöte der Stadt und der Wirtschaft darzustellen und gegen die steife preußische Politik der Berliner Beamten zu demonstrieren, plante man für den Besuch Königs Wilhelm Friedrich III erneut eine Ausstellung, die deutlich machen sollte, was für das Bergische Land auf dem Spiel stand. Tatsächlich hatte der König durch Kabinettsbefehl beschlossen, dem „Ersuchen um Abstellung des vielfältig angezeigten Missverhältnisses, in welches die Fabriken mit den Nachbarstaaten gerathen sind“ 3 nachzukommen. Zunächst planten die Kaufleute und Fabrikanten, Einzelausstellungen in Krefeld, Essen, Mönchengladbach, Elberfeld und Lennep zu veranstalten. Da die Reiseroute des neuen Landesherren aber erst sehr spät festgelegt wurde, einigte man sich darauf, die ausgesuchten Waren in diesen Städten zu stapeln, um sie zu gegebener Zeit an zwei noch zu bestimmenden Orten aufzubauen. Nach langem Hin und Her entschied man sich für Elberfeld und Düsseldorf, welches vor allem vom Niederrhein, Solingen und Remscheid beschickt wurde. 4 In dem schon 1811 für diese Zwecke beanspruchtem Kanzleigebäude wurde 1817 von landwirtschaftlichen Geräten über Haushaltswaren und Werkzeugen bis hin zu Militaria alles gezeigt, was in den ausstellenden Regionen hergestellt wurde. Friedrich Wilhelm III, der die Gewerbeschau am 11. September besuchte, zeigte sich beeindruckt und lobte den gewerblichen Fleiß im Westen seines Landes. 5
Leider wurden alle Hoffnungen der hiesigen Wirtschaft auf Erfolg durch das Zollgesetz von 1818 zunichte gemacht. 6 Waren diese beiden Ausstellungen auch nur ein kleiner Anfang, und mögen sie auch nur wenig zur Förderung der heimischen Wirtschaft bewirkt haben, so zeigte sich doch schon damals, dass die Industrie der bergischen Region die ehemalige Residenzstadt Düsseldorf nicht nur als würdigen Ausstellungsort befand, sondern vielmehr als „ihre Hauptstadt“ betrachtete. 7 Es war wohl wesentlich das Verdienst von Handel und Gewerbe, dass sie die infrastrukturellen Vorteile Düsseldorfs erkannte und nutzte.
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1. Zit. in Weidenhaupt 1989, Bd. 2:350. Hier wurde bereits Düsseldorfs Entwicklung zum „Schreibtisch des Ruhrgebietes“ angedeutet.
2. Weidenhaupt 1988:349f
3. Zit. in Engst 1949:13
4. Fischer 1937
5. Fischer 1937
6. Wülfing 1937:124
7. Engst 1949:13