In den Jahren 1806-1813 stand das Großherzogtum Berg unter französischer Herrschaft und wurde weitgehend von Paris aus zentral gelenkt. Allerdings war das Bergische Land unter dem Protektorat Kaiser Napoleon I nicht als vollwertiges Mitglied des französischen Kaiserreiches anzusehen, sondern eher als „gefügiger Pufferstaat“ und „Soldatenreservoir“. 2 Insbesondere die am 21. November 1806 eingeführte Kontinentalsperre 3 hatte zu einer fortschreitenden Schwächung der Bergischen Wirtschaft geführt. Napoleon hatte durch die Sperre England seiner Absatzmärkte berauben wollen, geschädigt wurde aber vor allem das Großherzogtum Berg, dessen Export nach Angaben des Stadthalters Graf Beugnot um etwa ein Drittel dezimiert wurde. 4 Diese Situation hatte negative Einflüsse auch auf Düsseldorf, das am Anfang des 19. Jahrhunderts als ein “ bescheidenes, durch die Unbilden der kriegerischen und politischen Verwicklungen heruntergekommenes, schlecht verwaltetes, bevölkerungsarmes Städtchen“ von ca. 20.000 Einwohnern beschrieben wurde, „nur noch vom Ruhme verflossener Tage zehrend, …“ 5 .
Nachdem Versuche Bergischer Kaufleute und Fabrikanten gescheitert waren, durch eine Petition den vollen Anschluss an das französische Kaiserreich zu erhalten, 6 sah man einen Ausweg aus den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen in der Ausrichtung einer Ausstellung, die Napoleon während einer großen Inspektionsreise durch Belgien, Holland und Deutschland in Düsseldorf davon überzeugen sollte, dass die Schwächen des bestehenden Staatswesens unübersehbar waren und dringender Besserung bedurften. 7
Somit fand im November 1811 im alten Kanzleigebäude neben dem Rathaus auf dem Markt die erste Düsseldorfer Gewerbeausstellung statt. Unter der Führung des Ministers Graf Nesselrode zeigten 14 Firmen aus dem Bergischen Land die verschiedensten Erzeugnisse. 8 Aus Elberfeld kamen verschiedene Gewebe, Solingen und Remscheid zeigten Stahl- und Metallwaren, und Düsseldorf wartete mit Senf und Punsch auf.
Trotz der Güte der ausgestellten Waren und des geführten Beweises, dass die Bergischen Produktionsstätten bei Fortführung der französischen Politik zugrunde gehen würden, zeigte Napoleon keine Einsicht und entschärfte weder das Handelsverbot mit Großbritannien noch senkte er die Einfuhrzölle für Bergische Waren nach Frankreich. Bei seinem Besuch der Ausstellung im alten Kanzleigebäude neben dem Rathaus auf dem Markt äußerte er zwar seine Bewunderung für das Gezeigte: „L’exposition a l’air d’un grand pays!“. Doch auch die offene Erwiderung eines Elberfelder Kaufmanns: „Le pays n’est pas grand, mais l’industrie l’a été!“ änderte die Meinung des französischen Kaisers nicht. 9
So brachte die Ausstellung keinerlei Verbesserung für die niedergehende Wirtschaft Düsseldorfs und des Bergischen Landes, sondern vielmehr Verbitterung und eine wachsende Feindschaft gegenüber der Fremdherrschaft. Dennoch hatte der Besuch Napoleons auch positive Folgen für die Stadt, namentlich durch das Verschönerungsdekret, welches die Schenkung des Geländes der ehemaligen Befestigungsanlagen enthielt und zusätzlich eine Zuwendung von 100.000 Francs jährlich zur Durchführung der Pflanz- und Erdarbeiten. Diese Zugeständnisse an die Stadt Düsseldorf führten zur Erweiterung des Hofgartens bis hin zum Rhein und der Anlage der Königsallee. Sie zeigten somit nicht nur ein letztes Mal den Charakter Düsseldorfs als Residenz, 10 zu der sie durch den Aufenthalt Napoleons für vier Tage noch einmal geworden war, sondern brachten ihr auch die Bezeichnung ‚ Gartenstadt‘ ein. 11
[→ weiter]
1. Kieber 1922:14
2. Weidenhaupt 1989, Bd. 2:328
3. Esser 1968:50
4. Weidenhaupt 1989, Bd. 2:329
5. Most 1921:1
6. Engst 1949:10
7. Müller-Schlösser 1937:100
8. Baus 1977:29
9. Engst 1949:11
10. In den Jahren 1679-1716 regierte und residierte Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Herzog von Jülich und Berg (Jan Wellem) in Düsseldorf.
11. Weidenhaupt 1989, Bd. 2:330