Im August 1910 veranstaltete die Stadt Düsseldorf die „Internationale Städtebau-Ausstellung“, die zum Teil aus der vorangegangenen Berliner Städtebauausstellung entstanden war und die wachsenden Probleme der Stadtplanung thematisierte. Düsseldorf hatte sich in den Jahren 1908/1909 durch Eingemeindungen vergrößert, so dass die überfällige Gesamtplanung für das Düsseldorfer Gebiet immer offensichtlicher wurde. Um die zu Düsseldorf gehörenden Stadtteile besser miteinander zu verbinden waren flächendeckende Maßnahmen notwendig, die nur durch einen Bebauungsplan in zukunftsorientierte Bahnen gelenkt werden konnten. Man hoffte – nach Berliner Vorbild – die öffentliche Diskussion um die baulichen und verkehrstechnischen Anforderungen der modernen Großstadt durch eine Ausstellung befruchten zu können. Als Anschauungsmaterial kam „in erster Linie der Wettbewerb von Groß-Berlin als für unseren Bebauungsplan geeignet in Betracht“ 1 . In Berlin hatte man angeregt durch die amerikanischen und englischen Bestrebungen nach Gesundung der Städte einen Wettbewerb zur Erlangung eines Bebauungsplanes veranstaltet und dessen Ergebnisse 1910 in der ersten Städtebauausstellung präsentiert. In Düsseldorf wurden Teile dieser Ausstellung gezeigt, ergänzt durch zahlreiche Beiträge anderer deutscher Städte. 2 Auf relativ begrenztem Raum – es stand lediglich der Kunstpalast zur Verfügung – wurde eine inhaltlich herausragende Veranstaltung geschaffen. Unter Einbeziehungen der Erfahrungen ausländischer Stadtplaner hatten die Veranstalter Lösungsvorschläge für die in deutschen Städten herrschenden Probleme, das „Haufenwohnen“ und für eine mehr zweckmäßige und nutzbare Wohn- und Verkehrsstruktur zu geben versucht. 3 Das Ausstellungsmaterial war noch umfangreicher als auf der Berliner Ausstellung. Neben Chicago, das sein städtebauliches Material in Berlin nicht gezeigt hatte, und Boston hatten u.a. London, Zürich, Kopenhagen, Stockholm und Helsinki Plan- und Skizzenmaterial, Modelle und Statistiken geschickt 4 . Daneben hatten zahlreiche deutsche Städte Materialien geliefert. Man erhoffte sich von den Exponaten Anregung zu erhalten, auch für Düsseldorf eine befriedigende Lösung für die zukünftige Stadtplanung gefunden werden könnte.
Als ein Resultat dieser Ausstellung kann die Ausschreibung des Wettbewerbes zur Erlangung eines Bebauungsplanes der Stadt Düsseldorf gelten, 5 der den „Forderungen des Verkehrs, der öffentlichen Gesundheit, der Wirtschaftlichkeit, und der Schönheit“ 6 genügen sollte. Er sollte Vorschläge enthalten für die weitere Ausbildung und Ergänzung des Straßen- und Verkehrsnetzes auch als Verbindung mit Nachbargemeinden, die Schaffung von Wohnstätten und die Ausweisung von Industrie- und Wohnbezirken und öffentliche Freiflächen. Neben der Ausarbeitung einer den modernen Ansprüchen genügenden Infrastruktur war die Stadt besonders daran interessiert, durch den Wettbewerb Pläne für verschiedene Bauten zu erlangen, so für eine Kunstgewerbeschule von 2.200 qm Fläche, ein Museum von 5.000 qm, ein Konzerthaus von 5.000 qm, ein Stadttheater für 2.000 Besucher, ein Ausstellungsgelände, ein neues Rathaus von 18.000 qm Baufläche, einen Luftschifffahrts- und einen Flugplatz, die Erweiterung der unzureichenden Anlagen des Hauptbahnhofes, sowie Pläne zu verschiedenen Schulen, Volksbibliotheken, Badeanstalten usf. Das Preisgericht, zu welchem unter anderem Oberbürgermeister Oehler und Prof. Kleesattel gehörten, vergaben am 18. Juli 1912 fünf Preise. Der mit 20.000 Mark dotierten erste Preis ging an Ingenieur Bruno Schmitz, Prof. Blum und den Generaldirektor Heck. Daneben kaufte die Stadt vier weitere Arbeiten auf. 7
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1. Stenographische Verhandlungsberichte der Stadtverordnetenversammlung zu Düsseldorf 1910, Nr. 15:142
5. Eine weitere Konsequenz war die Gründung des Stadterweiterungsamtes 1912, Gierschner 1988:52